Das Hotel in der Eis-Hölle

Von den Eagles bis AC/DC: Das Wendlinger Zeltspektakel schwelgte im Oldie-Rausch

Am Ende war Party angesagt, als am Freitag zehn Musiker und das 800-köpfige Publikum des Wendlinger Zeltspektakels sich zusammentaten und auf den "Highway to Hell" zurasten.


VON HEINZ BöHLER

WENDLINGEN. "Pop & Poesie" nannte sich das Projekt, das unter den Fittichen des Radiodampfplauderers Mathias Holtmann auf der Zeltbühne ein wahres Hit-Feuerwerk abbrannte. Nach dem Bandsplit der Eagles 1981 hätten Don Henley und Glenn Frey in einem Interview verlauten lassen, sie würden erst wieder zusammenspielen, wenn die Hölle zugefroren sei. Die beiden, so Matze Holtmann, als er "Hotel California" abmoderierte, hätten 14 Jahre später genug Humor bewiesen, einem neuen Album genau diesen Namen zu verpassen: "Hell Freezes Over".

Hits verstehen und drauf abfahren lassen

Zuvor hatte Schauspieler und Ensemble-Mitglied Jochen Stöckle in der Übersetzung des wohl populärsten Songs der Eagles mitgeteilt, dass man aus dem Drogensumpf ("Hotel") vielleicht auschecken, aber nie mehr aussteigen könne.

Hits verstehen und die Leute noch mehr drauf abfahren lassen war das erklärte Ziel der zehnköpfigen Band, die der Moderator und sein "musikalischer Direktor" Peter Grabinger um das Stuttgarter Trio "Acoustic Groove" herum aufgebaut haben. Mit dabei sind noch die beiden Frontfrauen Simone von Racknitz und Sängerin Britta Medeiros, Sänger und Geiger Axel Kraus und am Schlagzeug Carl-Michael Grabinger.

Zusammen mischen sie seit einiger Zeit die Oldie-Szene im "Ländle" auf. Über zwei Stunden lang ließen sie auch am Freitagabend einen Kracher nach dem anderen auf das Wendlinger Publikum los, das sich als besonders dankbar erwies, tanzte man doch, angeheizt durch Hämmer wie "Bohemian Rhapsody", "Bamboleo" oder "You’ve got a Friend" am Ende der Show auf den im Zelt aufgestellten Bierbänken und wollte die Akteure nicht mehr von der Bühne lassen.

Was Wunder: Wer irgendwie eine Ahnung von Musik hatte, konnte am Ende von Andreas Franzmanns Gitarrensoli nicht umhin, offenen Szenenbeifall zu spenden. Allein für seine Interpretation der Gitarrenstimme von Mark Knopflers Hit-Debüt "Sultans of Swing" hätte man ihm sein Instrument vergolden müssen.

Aber auch die Leistung seiner beiden Partner bei Acoustic Groove, Rhythmusgitarrist Patrick Schwefel und Winnie Magg am Elektro-Bass, soll keineswegs geschmälert, geschweige denn verschwiegen werden. Gemeinsam mit Drummer Carl-Michael Grabinger hielt die Rhythm-Section den Sound der Band zusammen und bot den Solisten und Sängern die Grundlage für ihre phantasievollen Ausflüge, denn man hielt sich nicht immer sklavisch genau an die Vorlage, sondern beließ hier und da Raum für eigene Interpretationen.

Nur an den Übersetzungen gäb's noch was zu feilen

Gut in Form präsentierte sich auch Matze Holtmann, der, wie die Wendlinger Zeltbesucher wohl wissen, nicht nur Moderator ist, sondern selbst Schlagzeug spielt - was er vor einigen Jahren zum Bühnen-Abschied seines Freundes "Schorsch" Bayer den Besuchern des Zeltspektakels vorführte.

Holtmann ist, wenn man so will, ein Meister der witzigen Randbemerkungen, mit denen er die Lacher immer wieder sofort auf seiner Seite hatte. Ein rundum gelungener Abend also, nur an der Qualität der Übersetzungen gäbe es noch hier und da was zu feilen. Aber das dürfte überdies weitgehend unbemerkt geblieben sein.

Sängerin bei Pop & Poesie: Britta Medeiros heb