Wolf-Dieter Truppat Wendlingen. Er kam aus Tralien und fragte neugierig "Kennen Sie Birien?" oder: "Waren Sie schon mal in Donesien?" Willy Astor, 1961 in München geborener Kalauer-Kamikaze, der schon seit 25 Jahren erfolgreich unterwegs ist, um seinen "Humor direkt vom Erzeuger" unter die Leute zu bringen, fühlte sich in
Wendlingen pudelwohl - und seiner euphorischen Fangemeinde ging es genauso. Warum die Offenheit für seinen oft mehr als schrägen Humor gerade in dieser Ecke der Welt so groß ist, hatte der virtuose Wortverdreher und "Unverrichter der Dinge" schnell herausgefunden. Wer so gut drauf ist wie das Zeltspektakel-Publikum - das er am liebsten selbst einmal buchen würde - müsse wohl heimlich mit unerlaubten Substanzen herumexperimentieren. Sollte das tatsächlich nicht der Fall sein, könne sich dieses Phänomen wohl nur dadurch erklären lassen, dass das Publikum von der Natur mit einem ganz besonderen Gen ausgestattet wurde, das sich im Speckgürtel rund um Wendlin-Gen wohl ganz besonders inflationär ausgebreitet habe. Um nicht einfach Perlen vor die Säulen des in sich ruhenden Zelts zu werfen, in dem es den ganzen Abend lang sprachlich und musikalisch drunter und drüber ging, hatte der weltoffene Bayer seine mitgebrachten "Tonjuwelen" vorab schon in fast preußischer Akkuratesse auf zwei bunte Scheiben gebrannt und in "Mundstücke" und "Klangperlen" aufgeteilt. Die "Glänzenden Schmuckstücke aus WortAkrobatik und GitarrenAkustik" waren dann auch die CD-gewordene Zusammenfassung seines im Zeltrund gefeierten Jubiläums-Programms. "In ausgesuchten Variationen aus 25 Jahren Kunst-Schaffen" hatte er scheibchenweise seine Meisterwerke rund um "Die Leiden der jungen Wörter" gesammelt, um sie seiner treuen Fangemeinde mit aktuell autogrammisierter Hülle zum Kauf anzubieten. Verkaufsrenner am Sonntagabend war neben seinem Spektakel-Programm "Tonjuwelen" und seinen virtuosen Instrumentaltiteln noch ein Liederbuch mit „33 akkuratkrassen Songs fürs Lacherfeuer“. Dass es ihn in Wendlingen so lange hielt, wie seinerzeit in seiner Rolle als Astronaut, der aus der Freiheit des Alls seiner Raumfahrtbehörde gefunkt hatte "I mog heid no net hoam" wurde ihm keinesfalls verübelt. Im Gegenteil. Auch wenn er am Sonntagabend schon eine Stunde früher in die Manege gestiegen war als alle anderen Zeltspektakel-Artisten, konnte er nicht genug bekommen vom Spiel mit dem Publikum, das ihn entfesselt applaudierend immer wieder neu motivierte, noch tiefer in die gut gefüllte Scherz-Schatulle zu greifen oder auch noch einmal als Sänger, Rapper oder Gitarrenvirtuose zu brillieren. Willy Astors Alleinstellungsmerkmal ist bei aller Vielseitigkeit zweifellos sein grandioses Talent, sich nicht auf Kosten unschuldiger Opfer im Publikum oder von all seinen Kollegen schon genüsslich ausgeweideten Promis pointenmäßig zu bereichern. Als solide kalauernder Kabarett-Künstler schuftet er unermüdlich in seiner mit Nonsens-Material bis unter die Decke gefüllten Wortwerkstatt. In den sich auftürmenden Abreimhalden findet der kreative Wortschöpfer immer wieder Dinge, die andere achtlos liegen lassen. Selbst aus den wertlosesten und totgeglaubtesten Wörtern macht er noch das tollste Gedicht, die schönste Zeichnung, ein Bild oder ein Lied und kann damit seine humoristische Direktvermarktung in Schwung halten. Der Literat in ihm fragt sich beispielsweise: War Hermann Hesse? Ist es erlaubt, wenn Camus albert? oder: Warum mag der Benjamin Britten? und erzählt "Mein Opa hat sogar den Emmanuel kant und sich immer g‘freut, wenn ich für ihn auf‘s Blech trommel." Das fand der Opa nämlich "Echt Grass". Für Kinofans hatte Willy Astor eine ebenfalls nicht enden wollende Geschichte parat, die folgendermaßen begann: "Es geschah am helllichten Tag jenseits von Afrika, und nur die Sonne war Zeuge, als im Himmel über Berlin die Vögel mit Speed über ihr Kuckucksnest flogen. Einer wurde vom Winde verweht. Wollen Sie wissen welcher? Der Star wars . . ." Ob das am Schluss jetzt tatsächlich 141 Filmtitel waren, bleibt Willy Astors Geheimnis. Zeit darüber nachzudenken blieb nicht, denn bei der Begegnung von Radkäppchen und dem Kater Lysator ging es genauso turbulent weiter. In einen Hinterhalt der Toyoten geraten, wusste das verängstigte Radkäppchen, nichts ist unmöglich und dachte daher schnell Ford, die tun was. Als Radkäppchen mit seinem Opel Mantra bei einem Metzger vorfuhr und ein Lamm leihen wollte, gab es eine barsche Abfuhr, denn er sprach "Tut mir leid, ein Lamm borg i nie." |