Saure Kartoffelrädle für die Festivalhelfer


10.10.2007

UHINGEN: Wolfgang Gassmann kocht beim Zeltspektakel täglich bis zu 170 Essen


 
 
Von Elisabeth Maier

Leicht nervös wurde Wolfgang Gassmann, als er vor einigen Jahren für Musiker aus New Orleans die Südstaaten-Spezialität Jambalaya kochen sollte. Obwohl sich der Schwabe das Rezept von den Amerikanern mailen ließ, hatte er keine Ahnung, wie die Reispfanne schmeckt. "Ich war richtig froh, dass der Manager einige Stunden vorher kam und mir beim Abschmecken half." Seit zwölf Jahren schwingt der 66-Jährige beim Zeltspektakel den Kochlöffel. Er macht Linsen, Spagetti Puttanesca oder Gemüsespieße für bis zu 170 Personen.

Schnitzel zum Auftakt

In der bestens ausgestatteten Küche, die mit Geräten der Unterensinger Pfadfinder bestückt ist, kocht der gelernte Schlosser für die Zeltspektakel-Helfer und ihre Gäste. Zum Auftakt morgen gibt es Schnitzel mit Kartoffelsalat. Den Speiseplan hat Gassman schon vor Wochen mit seinem Küchenteam ausgetüftelt. Wie kam der Hobbykoch, der bis vor einigen Jahren in der Polizeiverwaltung tätig war, zu seinem Ehrenamt? Beim Stammtisch in der Wendlinger Kneipe Krone habe er die Zeltspektakler kennengelernt. Seine Frau Nicole habe ihn überredet, mitzumachen. "Ich merkte schnell, wie sehr ich die Menschen mag."

Weil Gassmann unter anderem für die Buchhaltung der Polizeikantine zuständig war, habe ihn das Kochen schon immer interessiert. Er beschaffte die Verpflegung bei Polizeieinsätzen. Nach Dienstschluss schaute er oft in der Kantine vorbei und guckte den Köchen in die Töpfe. Da habe er manches leckere Rezept mitgebracht.

Fürs Zeltspektakel nahm er sich immer eine Woche Urlaub, um die Festivalküche zu leiten. Anfangs brachte er das Essen noch in Warmhaltekisten von zuhause mit. Er lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in einem 300 Jahre alten Bauernhaus in Uhingen. "Als wir dann aber begannen, die Gäste mit zu versorgen, wurde der Transport zu aufwändig." Seitdem hat das Festival eine eigene Küche. Wolfgang Gassmann und seine Frau Nicole bereiten täglich jeweils ein Essen mit Fleisch und ein vegetarisches Gericht zu. Heute gibt es für die Helfer beim Aufbau saure Kartoffelrädle. Wenn die Künstler Sonderwünsche wie Lachsschnitten oder Gemüseplatten haben, kommt Ulrike Seiffert zum Einsatz. Meist essen die Musiker oder Kabarettisten gemeinsam mit den Helfern um 18 Uhr, bevor der Ansturm losgeht. Gassmann: "Das ist wie eine Familie."

Meckern wegen zu viel Knoblauchs

Einen Tag vor Festivalbeginn geht Wolfgang Gassmann in der Metro einkaufen. "Organisation ist alles", weiß der erfahrene Koch inzwischen. Auf seiner Liste hat er alle Zutaten bis ins kleinste Detail notiert. "Man darf nichts vergessen, denn abends geht es dann hektisch zu." Das ist Gassmann bislang auch noch nicht passiert. Von seinen Gästen bekommt er meistens nur Lob. "Nur manchmal meckert jemand, wenn zu viel Knoblauch im Essen ist." Neben den Gerichten gibt es Salatteller und belegte Brötchen mit Schinken oder Käse.

Dass man in einer Großküche Abstriche machen muss, weiß der leidenschaftliche Koch. Am Samstag gibt es für Manfred Mann und seine Earth Band Schaschlik. "Dazu gehört eigentlich ein gutes Risotto", findet Gassmann. Aber das wäre bei den großen Mengen "nach einer halben Stunde hart wie Beton." Also reicht er dazu einfach Basmati-Reis. Seine Kinder Wolf (12) und Freyja (10) helfen dem Papa in der Küche. Der kann an den Festivaltagen jede Hand gebrauchen. "Wenn wir 50 Kilo Kartoffeln schälen, wird es ganz schön eng."