Die "Büchse der Pandora" blieb geschlossen

 

Manfred Manns Earthband rief beim 25. Wendlinger Zeltspektakel nur begrenzte Begeisterung hervor Dannemann zum ersten Mal dabei

Seit Wochen ausverkauft und heiß ersehnt erwarteten die Besucher des 25. Zeltspektakels auf dem Platz am Schäferhauser See im Wendlinger Norden das bisher aufwendigste Konzert in der Geschichte des Festivals. Mit Manfred Manns Earthband kamen mehr als vierzig Jahre Rockgeschichte ans Neckarufer und auch der Frontman des Support-Acts Werner Dannemann hat sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum bereits hinter sich. Zusammen mit dem Gitarristen Siggi Schwarz, dem italienischen Bassisten Sergio Gulino und Stuttgarts Superdrummer Bodo Schopf stimmt er das von Beginn an gut gefüllte Zirkuszelt auf den abendlichen Höhepunkt ein.


HEINZ BöHLER

Gleich mit einer doppelten Premiere konnte der als schwäbischer Hendrix in die Annalen eingegangene Kirchheimer Ausnahmegitarrist aufwarten. Zunächst hatte ihn Puki vom Veranstalterteam zu seinem ersten Auftritt beim Zeltspektakel begrüßt. Dafür hatte Dannemann ein blitzblankes nagelneues Programm direkt aus dem Probenraum mit auf die Bühne des Zeltspektakels gebracht und zeigte sich von einer ganz neuen Seite. Weil es langsam unerträglich geworden sei, was die Mächtigen der Welt mit den Armen und Schwachen anstellten, sei es auch für ihn, den Rock-Gitarristen, an der Zeit gewesen, dagegen mit den Mitteln anzugehen, die ihm zur Verfügung stünden. Deshalb habe er eine Reihe von Liedern gegen die Unterdrückung durch Politik, Wirtschaft und Kirche geschrieben, die er dann auch am Samstagabend präsentierte.

Leider schien das Publikum seine Bemühungen nicht in dem Maße zu honorieren, wie es den Bemühungen der vier Akteure jeder für sich ein musikalisches Pfund entsprochen hätte. Ein Schlagzeug wie eine Urgewalt und dennoch kontrolliert, sorgte Bodo Schopf für den nötigen Druck und Sandro Gulinos Bass blubberte und pumpte, was sechs starke Saiten so hergeben. Auch Werner Dannemanns Spiel wich eigentlich nirgends wirklich von seinem wahrlich nicht geringen Qualitätsstandard ab. Trotzdem konnte, woran auch der Heidenheimer Gitarrero Siggi Schwarz nichts änderte, der Gesamtsound nicht befriedigen. Der war nach einer etwa halbstündigen Pause dann perfekt austariert, als die Topstars des Abends die Bühne betraten.

Doch trotz aller Bemühungen der Soundmischer und unbestritten auch der Musiker dauerte es auch bei der Earthband einige Zeit, bis der Funke übersprang, obwohl sie mit Spirits in the Night gleich zu Beginn eines ihrer Trumpf-Asse gezogen hatte. Doch danach ließen es Gitarrist Mick Rogers, Steve Kinch am Bass, Geoff Dunn am Schlagzeug und Sänger Noel McCalla erst mal mit Neil Youngs Ballade Dont Let It Bring You Down etwas langsamer angehen, während der Chef von det Janze und Keyboarder Manfred Mann noch hör- und sichtbar technische Probleme zu lösen hatte.

Wie dem auch sei: das Publikum wartete auf die Hits, und als sie kamen, kam wohl auch der Regler für die Gesamtlautstärke in Bewegung. Da war man im Auditorium nicht allzu unglücklich, als das zur akustischen Gitarre vorgetragene Bob-Marley-Stück Song for Freedom den Gehörgängen ein wenig Erholung gönnte.

Doch danach ging es in der Lautstärke unvermindert, dafür mit forciertem Tempo weiter: Dont kill it Carol und Daveys on the road again brachten zwar mehr Stimmung, aber leider ließen die für die Lichtmischung Zuständigen am Samstag die Büchse der Pandora sich immer nur einen Spalt weit öffnen, sodass die Stimmung in jenem distinguierten und distanzierten Rahmen blieb, den die Musiker vorlegten.

Natürlich war auch hier bei alldem nicht an den musikalischen und instrumentellen Fähigkeiten der Akteure zu rütteln. Da jagte gegen Ende des Konzerts ein Dauerbrenner aus der Hitkiste den anderen. Blinded by the light, Father of night ließen die Fans jubeln, doch war niemand unbedingt neugierig auf das zuweilen übertrieben wirkende Posing des um die Hüften schon gut gerundeten Mannes am Mikroständer. Vor allem wer am Vortag das blühende Party-Leben der LeningradER Klauboys und ihrer Nachwuchskollegen von den Crumbs und Dui Pfeifel erlebt hatte, tat sich auch beim abschließenden Superhit Mighty Quinn etwas schwer mit der ultracoolen Abgeklärtheit der in die Jahre gekommenen Briten.